Interessanter 2. Abend der dreiteiligen Vortragsreihe an der ETH
Am Mittwochabend, 28. November 2012, fanden sich im Hauptgebäude der ETH in Zürich wieder eine ansehnliche Gruppe von Funkamateuren (> 60) ein um dem Vortrag von Dr. Markus Schleutermann, HB9AZT, beizuwohnen.
Da es hauptsächlich um Störungen ging, kamen auch "Wasserenthärter auf esoterischer Basis", PLC-Modems, LED-Lampen und VDSL-Modems zur Sprache. Am Beispiel des Wasserenthärters, der seine Wirkung wohl weniger im Wasser, aber viel mehr im 80m-Band entfaltete, konnte Markus aufzeigen, wie das BAKOM bei Störungen vorgeht.
Wir Teilnehmer haben dazu gelernt und neben praktischen Tipps auch juristische Hinweise erhalten.
Markus hat gut aufgezeigt, dass das BAKOM ein Verbündeter des Amateurfunkers sein kann. Allerdings hat er auch gezeigt, dass es besser ist, Störungen nach Möglichkeit selber zu lösen. Denn auch eine Station, die alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt, kann vom BAKOM aufgrund von Störungen zu Massnahmen verpflichtet werden. Grund sind u.a. verschiedene schlecht abgeschirmte Geräte, die zunehmend Mühe mit Einstrahlungen haben – aber vielleicht umgekehrt selber Störungen verursachen.
Dass ein Amateurfunker im Shack nur abgeschirmte Netzwerkkabel verwenden sollte, hat dann den einen oder anderen Informatiker etwas erstaunt, denn eine Twisted-Pair-Verkabelung sollte ja HF ausgleichen. Theoretisch mag das ja stimmen, aber praktisch haben sich abgeschirmte Kabel und Alubleche auf dem Stationstisch bei Remote-Stationen schon sehr bewährt. Was Einstrahlung auf Informatik-Anlagen betrifft kann man Markus ohne weiteres eine gewisse Erfahrung zusprechen, denn die Abschirmung von Remote-Stationen, bei denen sich die gesamte ICT-Technologie auf kleinstem Raum mit einem Funkgerät und einer Endstufe den Platz teilt, sammelt man in kurzer Zeit grosse Erfahrung mit HF-Einstrahlung.
Interessant ist auch die Entwicklung, dass die Regulierungsbehörden immer mehr den Frequenzbereich von 1 – 30 MHz aufgeben und es zulassen, dass dort mit PLC, VDSL und was auch immer für Technologien, ganze Funkbänder nach und nach unbrauchbar gemacht werden. Der Wegfall der kommerziellen Kurzwellensender (siehe auch den Artikel auf USKA.CH zum Thema: "BBC-Sender in Droitwich bedroht") stuft den Kampf um ein sauberes Spektrum in der Prioritätenliste um etliche Positionen ab. Diese Entwicklung ist besorgniserregend.
Aber auch vermeintlich positive technologische Entwicklungen können sich im Nachhinein als negativ herausstellen: Der Fortschritt der Glasfasertechnologie und die damit zusammenhängende Umstrukturierung der Telekommunikationsnetze (z.B. FTTS) führt dazu, dass auf der letzten Meile ständig breitbandigere VDSL-Modems im Einsatz stehen um den Flaschenhals zwischen der Glasfaserleitung und der Inhouse-Verkabelung zu überbrücken. Dabei kann sich (das gilt jetzt für VDSL und für die Kabelnetze) schlussendlich die Inhouse-Verkabelung als eigentlicher Problemverursacher herausstellen: solange die Koaxkabel gut abgeschirmt sind, passier nämlich dem Amateurfunk nicht viel. Trifft aber ein VDSL-Modem auf nicht abgeschirmte Leitungen und sendet dort 4’000 Träger im Bereich von 1 – 30 MHz, dann wirkt es für den Amateurfunker ziemlich frustrierend. Wer hört schon gerne auf allen Bändern ein VDSL-Signal mit S9?
Wer den wirklich sehr interessanten 2. Teil des Vortrags verpasst hat, kann immer noch an den 3. Teil des Vortrags kommen. Neben der Möglichkeit etwas zu lernen, besteht auch die Möglichkeit, viele Amateurfunker zu treffen und praxisnahe Fragen beantwortet zu erhalten.
Praxisnah war auch die fundierte Erklärung der CE-Zeichen-Problematik und die geltenden Bestimmungen beim Import, Handel, Gebrauch und der Anpassung von Funkgeräten. Markus hat davor gewarnt, chinesische Funkgeräte mit der Absicht des Weiterverkaufs zu importieren. Einzelne Geräte sollten kein Problem darstellen – aber auch hier sollte man sich überlegen: möchte man wirklich Geräte, die Mühe haben, die Spezifikationen einzuhalten oder wäre es nicht doch ein paar Fr. wert, qualitativ bessere Geräte zu beschaffen? Es liegt ja in unserem Interesse, das Funkspektrum sauber zu halten.
Der 3. Teil findet am 5. Dezember 2012 um 18:30 Uhr im Hauptgebäude der ETH Zürich statt.
http://uska.ch/news/newsdetail/archive/2012/november/article/bbc-4-sender-in-droitwich-bedroht/http://uska.ch/news/newsdetail/archive/2012/november/article/warnung-vor-eigenbedarf-direktimporten/Autor Kaspar, HB9EGZ